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Freitag, 17. August 2012

Du fehlst

Von virtuellekatzenhaus1, 18:07

Caro Catullo,

Dein Leben war viel zu kurz und nicht leicht. Deinen dreifachen Knickschwanz verdankst Du wahrscheinlich einem äusserst schmerzhaften Unfall in frühster Kindheit, die Du ohne nennenswerte menschliche Unterstützung bestreiten musstest.

Selbst als Du mit Deinen beiden Brüdern zu mir kamst und Dir all meiner Liebe und Fürsorge sicher sein durftest, plagten Dich Krankheiten, eine Verletzung und die Impfreaktion. Gewiss hattest Du manchmal starke Schmerzen, beklagtest Dich jedoch nie. Egal, was Dir fehlte, weder verlorst Du Deinen Appetit, noch Dein fröhliches Wesen. Immer gabst Du Dein Bestes, um mit Deinen grösseren und stärkeren Brüdern mitzuhalten. Diese liessen sich oft absichtlich fangen oder das Spielzeug abluchsen, als wären sie so bestrebt wie ich, Dein Selbstvertrauen zu stärken, was uns, wie ich behaupten darf, gut gelang.

Wie oft musste ich Dir mit Tabletten, Mitteln, Salben und Tropfen zu Pelze rücken? Und doch hegtest Du niemals Groll gegen mich, sondern schnurrtest in jeder Lebenslage, wenn ich Dich nur streichelte oder Dir zu erklären versuchte, weshalb all die Medizin nötig war. Als hättest Du mich verstanden, zeigtest Du nicht die geringsten Anzeichen von Abweisung. Jeder, der Dich kennenlernen durfte, war sofort verzaubert von Deiner freundlichen, arglosen Art und beeindruckt von Deinem draufgängerischen Mut. Nichts schien Dich, kleiner Wirbelwind, aufhalten zu können.
 
Als am letzten Wochenende Fieber ausbrach, Du zunächst gut auf die Medizin ansprachst und wieder Lebensgeister entwickeltest, machte ich mir keine grossen Sorgen um Dich. Es war einfach nicht vorstellbar, dass Du, der Krankheiten und Verletzungen bislang so locker weggesteckt hatte, nun ernsthaft erkrankt wärst!  In der Nacht auf Donnerstag ging es jedoch rapide bergab. Der Service war Dir nie schnell genug gegangen, jetzt mochtest Du gar nichts mehr fressen, egal, was ich Dir anbot. Du zeigtest an nichts mehr Interesse und schienst bereits in eine andere – möglicherweise viel bessere – Welt zu blicken. Dennoch klammerte ich mich bis zuletzt an die Hoffnung, es handle sich um etwas, was man mit ein paar Medis besiegen könnte.
Beim Tierarzttermin am Freitagnachmittag jedoch ereilte mich die niederschmetternde Diagnose: schwere Infektion – Prognose: hoffnungslos. Die Krankheit hätte über kurz oder lang Deinen unausweichlichen, qualvollen Tod herbeigeführt. Obgleich mein Herz zu bersten drohte, gab ich mein Einverständnis zur erlösenden Spritze.

Zwecks Blutentnahme wurdest Du zuvor vom Doktor in eine leichte Narkose gelegt und warst in meinen Armen eingeschlafen. Sediert hattest Du Angst und Schmerzen hinter Dir gelassen. Du musstest weder meine Verzweiflung miterleben, noch spürtest Du die Spritze der letzten Konsequenz. Auf leisen Pfoten pirschtest Du vom Dies- ins Jenseits.
 
Ich blieb natürlich bei Dir, hielt Dich in meinen Armen, legte Dein Plüsch-Lämmchen zwischen Deine Pfoten und sass noch lange bei Dir. Ich streichelte Deinen leblosen Körper und weinte viele Tränen, die noch nicht versiegt sind. Und dennoch habe ich noch nicht recht begriffen, dass Du, mein lustiger, kleiner Gärtner, nie wieder meine Pflanzen ausbuddeln und nie mehr vor Freude über meine Heimkehr den Teppich im Flur rupfen wirst .
 
Dein Leben war so kurz, Catullo. 17, vielleicht 18 Wochen dauerte es nur, und ich bin froh, dass ich 11 davon mit Dir verbringen durfte. Es war trotz vielen Sorgen eine glückliche Zeit, auch für Dich, was Du mir täglich mit Deiner Zuneigung, Deinen lustigen Einfällen und Deiner beinahe unermüdlichen Energie bewiesest. Bei mir und mit mir konntest Du ja machen, was Du wolltest, nie gab es ein böses Wort. Selbst, als Du in meinen Ahorn gekackt hattest, musste ich lachen, denn Dir konnte man gar nicht böse sein. Liebevolle Brüder, originelle Tanten und ein Spielzeugarsenal bereicherten Deinen Alltag und hielten Langweile von Dir fern.
 
Deine Urne wird einen Platz in meiner „Galerie der gefallenen Helden“ einnehmen, wo ich die ganz persönlichen Andenken an besondere tierische Gefährten in Ehren halte .
 
Ich vermisse Dich so sehr, tapferer Catullo.
Ave atque vale – Gruss Dir und leb wohl (Catullus, 101)
Deine Mina

         

         

         

         

         

         


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